Die Geschichte

„Zumindest für die Dauer der Krise werde ich jeden Freitag Abend ab 21:00 einen Videokonferenz-Channel aufmachen und mal abwarten, ob jemand vorbeikommen und ein bisschen quatschen will.“

Es begann als fixe Idee im März 2020 – nämlich während des ersten Corona-„Lockdown“. Ich fühlte mich verunsichert und alleine, die Gesamtsituation setzte mir zu. Und ich dachte: wenn es mir so geht, geht es auch anderen so. Und warum sich nicht gegenseitig zuhören und helfen?

Das war die Grundidee.

Das erste Zusammentreffen fand noch über Zoom (jaaaa, ich weiß…) statt; den Folgetermin konnte ich dann schon im eigenen Jitsi anbieten. Und über die Zeit etablierte sich die Freitags-Session zu einem festen Termin. Ein kleines (aber feines!) Grüppchen setzte sich via Jitsi locker zusammen, diskutierte $DINGE, hatte Spaß, tauschte Informationen aus. Wenngleich, zugegebenermaßen, oftmals fragwürdigen Inhalts.

Mehr als einmal kam ich im Laufe des Samstags an meinen Rechner zurück und entdeckte als Überbleibsel des Meetings offene Browser-Tabs mit wie auch immer geartet schrägem Inhalt, „angebrochene“ Text-Files mit Notizen, noch offen im vim. So kam es zur Registrierung dieser hashtagtauglichen und gemeinschaftsbildenden Domain (sowie zu vieler weiterer – irgendwas mit „Otterverleih“, „angstfreiem Töpfern“ und „Inklusiv-Domains“ und ich möchte nicht darüber sprechen).

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Der rege Zulauf überraschte und erfreute mich gleichermaßen. Der Betrieb auf meinem privaten Root-Server indes gestaltete sich mit steigender Teilnehmerzahl schwierig, weshalb ich – auf eigene Kosten – ein Upgrade auf den nächst höheren Server vornahm.

Doch steigende Teilnehmerzahlen verschärfen nicht nur technische, sondern insbesondere auch soziale Herausforderungen. Jitsi als Frontalmedium erwies sich für den von mir anvisierten Anwendungszweck als zunehmend ungeeigneter. Meine ursprüngliche Grundidee – das einander Zuhören und Helfen in einer Zeit, die man sehr wohl als „Ausnahmesituation“ bezeichnen kann – geriet immer mehr ins Hintertreffen. Sowohl administrativer Overhead als auch das Potential massiven Ärgers hatten (nicht nur) mir den Spaß an der Sache verleidet. Und irgendwann sah ich keinen anderen Weg mehr – und stellte die Runde ein.

Ich deaktivierte alle Cron-Jobs und gab die Domain zur Löschung frei.

Aber die Grundidee ist die richtige. Nach wie vor, und vielleicht mehr denn je. Okay, der erste Anlauf hat so irgendwann nicht mehr funktioniert – aber das sollte kein Grund sein, es komplett hinzuschmeißen, oder? Hier wurde Freundschaft geschlossen, Wissen geteilt und gemeinsam gelacht. Das ist es wert, finde ich – zu wertvoll, um es einfach aufzugeben. Ich machte mir viele Gedanken, auf welche Art und in welchem Rahmen die Gruppe weiterbe- beziehungsweise auferstehen könnte. Und kam zu dem Schluss: „groß“ hat nicht funktioniert, also muss ich es „größer“ denken. Ich generierte und verwarf Ideen, besprach mich mit ehemaligen Teilnehmenden. Nicht wenige halten mich übrigens für ziemlich verrückt. Vermutlich haben sie recht.

Ich nahm die Löschung der Domain zurück, entwarf ein Konzept und fand einen Sponsor.

netcup stellt mir – in erster Linie aber euch, der Community – einen Root-Server zur Verfügung, auf dem ich dieses neue Konzept nun an den Start bringen werde. Vieles ist schon passiert, vieles ist noch zu tun, zur nächsten „Herbst-/Winterwelle“ wäre ich gerne wieder „auf Sendung“. Aber wie ihr euch sicher vorstellen könnt – das ist nicht „mal eben schnell“ umgesetzt. Noch will ich nicht zu viel verraten – aber die ersten Beta-Tests waren bereits extrem vielversprechend. Lasst euch überraschen ♥

Anvisierter Neustart ist der 4. November 2022, 21:00 Uhr.

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